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Spiel mit dem Feuer

Am 01.09.2015 berichtete die RNZ von einem massiven Po­li­zei­ein­satz wegen Krawallen in Flücht­lings­un­ter­künf­ten in Heidelberg und Sinsheim, am 03.09.2015 erneut, der Mannheimer Morgen dazu (Wenn ihr die Kommentare lest, seid ihr selbst schuld.). Es gibt ein Interview mit dem Po­li­zei­prä­si­den­ten in der RNZ . Darin antwortet er auf die Frage, was helfen würde, damit die Lage sich beruhigt, mit:

Am besten wäre es, die Dauer des Schwe­be­zu­stan­des, in dem sich die Flücht­lin­ge nach der Re­gis­trie­rung befinden, deutlich zu verkürzen. Sobald die Asyl­be­wer­ber dann aus den Erst­auf­nah­me­stel­len in die Kommunen verteilt sind, hören die Probleme auf.

Der Rheinne­ck­arblog zitiert ebenfalls einen Po­li­zei­spei­cher:

Je mehr Menschen auf engstem Raum zu­sam­men­le­ben, desto häufiger kommt es zu Konflikten – das beobachten wir nicht nur in Heidelberg. In Un­ter­künf­ten mit besseren Le­bens­be­din­gun­gen kommt es dagegen deutlich seltener zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen.

Zum Schluss stellt der RNB fest:

Wenn allerdings mehrere hunderte Menschen auf engstem Raum zu­sam­men­le­ben, kommt es regelmäßig zu Konflikten – hier muss die Politik aktiv werden, um diese Zustände zu verbessern.

"Die Politik" saß heute Abend im Kanzleramt zusammen und war sich laut tagesschau.de unstrittig darüber, dass Flücht­lin­ge länger in den Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen un­ter­ge­bracht werden sollen.

Erst nach dem Ende ihres Verfahrens sollen Flücht­lin­ge auf die Kommunen verteilt werden.

Fassen wir zusammen: Ein Grund dafür, dass Flücht­lin­ge in Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen aneinander geraten, ist, dass viele Menschen über längere Zeit auf engstem Raum mit­ein­an­der leben müssen. Um die Zustände zu verbessern, fällt "der Politik" nichts anderes ein, als die Ver­weil­dau­er in den über­füll­ten Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen zu verlängern.

Ich finde es gefährlich. Zumal ein "Diese Flücht­lin­ge prügeln sich doch hier nur!!1!!" als ver­meint­li­ches Argument gelten dürfte, das Asylrecht weiter zu be­schnei­den. Darüber hinaus bekämpft man nicht die Ursache - zuviele Menschen zu lange auf einem Raum -, sondern ein Symptom.

Man soll nicht meckern, ohne einen Vorschlag zu un­ter­brei­ten, wie es besser funk­tio­nie­ren könnte. Dann will ich mich daran mal versuchen:

Lasst die Menschen arbeiten. Schafft Dublin ab. Schafft Mittel und Wege, dass Menschen sich nicht in die Hand von Schleppern begeben müssen. Lasst Menschen so früh wie möglich aus den Erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen gehen. Be­schnei­det Men­schen­rech­te nicht noch weiter. Lasst aus einer Ausnahme eine Regel werden.

Ein Zaun wie in Ungarn wird Menschen nie aufhalten. Man kann ihn nicht endlos erhöhen. Aber wir können uns der Menschen, die zu uns fliehen, annehmen. Weil es uns gut genug dafür geht. Weil es unsere verdammte Pflicht ist. Weil wir eines Tages auch auf Hilfe angewiesen sein können.

Drüben bei #blog­ger­fu­er­flu­echt­lin­ge findet ihr eine Liste von Links, wo und wie ihr helfen könnt. Ansonsten #trai­n­ofho­pe.

Ich sitze zur Zeit noch zwei Wochen an meiner Ba­che­l­or­ar­beit und versuche, die Welt so gut es geht nicht an mich her­an­zu­las­sen. Mit einem Kloß im Hals kann ich mich schlecht kon­zen­trie­ren. Verzeiht mir das.

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