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Der Einkaufszettl - 2015 und 2016

2016 war in vielerlei Hinsicht ein schlechtes Jahr: Donald Trump. Viele bekannte Menschen sind gestorben. Donald Trump. Kommen wir also schnell zum ei­gent­li­chen Thema: Dem Ein­kaufs­zettl.

Du wirst dich jetzt fragen: Der Ein­kaufs­zettl? Gibt's den noch? Diese total billige App von - wie hieß er gleich noch? Ja, gibt's noch. Man munkelt, dass es sogar den einen oder anderen Nutzer neben mir gibt. Wieviele ihn aber tat­säch­lich nutzen, weiß ich nicht.

Das ei­gent­li­che Thema dieses Blogposts ist es, ein paar Zahlen und Sta­tis­ti­ken fest­zu­hal­ten, wie sich der Ein­kaufs­zettl 2016 geschlagen hat. Und weil er im Herbst 2015 erschienen ist, möchte ich auch auf 2015 eingehen.

Verkäufe

Einige Un­ter­neh­men und Menschen legen ihre Zahlen offen oder blicken auf das vergangene Jahr zurück. Ich schätze diese Trans­pa­renz und den Mut:

Bei solchen Hoch­ka­rä­tern darf die beste Ein­kaufs­zettl-App natürlich nicht fehlen! Eigentlich wollte ich das letztes Jahr schon machen, aber da habe ich mich dann im Endeffekt nicht getraut.

Als ich den Ein­kaufs­zettl im September 2015 in den App Store brachte, war ich ein bisschen stolz auf mich. Mir war (und ist) klar, dass es wesentlich bessere Ein­kaufs­zet­tel-Apps gibt, eine Liste von Al­ter­na­ti­ven findet ihr hier in den FAQs:

Da wären zum Beispiel noch: Milk for Us, Groceries 4, Bring!, remember the milk, Buy me a pie!, Our Groceries, anylist, pon...

Eine Todo-Liste - nichts anderes ist der Ein­kaufs­zettl ja im Prinzip - ist heute das neue "Hello, World!": Jeder Anfänger pro­gram­miert sowas heutzutage. Außerdem wurde die Ein­kaufs­lis­te, die ich nutzte, nicht mehr wei­ter­ent­wi­ckelt. Grund genug also, einfach mal irgendwo anzufangen.

2015

Als ich Apple im April 2015 die $99 von meiner Prepaid-Kre­dit­kar­te abbuchen ließ, war ich ganz aufgeregt. Ich meldete ein Gewerbe an und kam mir richtig erwachsen vor. Gleich­zei­tig war ich so euphorisch und motiviert, ich setzte mir sogar ein Ziel: Die $99, die mich das Apple Developer Program gekostet hatte, sollte der Ein­kaufs­zettl wieder einspielen.

Die Gewissheit, dass ich nicht darauf angewiesen war und bin, mit dem Ein­kaufs­zettl mein Le­bens­un­ter­halt zu verdienen, ließ es mich einfach probieren. Falls alle Stricke reißen würden, könnte ich das notfalls auch noch als Hobby verbuchen.

Ich ent­wi­ckel­te also vor mich hin, entwarf das Icon, lernte viel, bastelte eine kleine, einfache Website und schrieb nebenbei meine Ba­che­l­or­ar­beit über ein ganz anderes Thema. Ich wollte den Ein­kaufs­zettl gut machen.

Am 19. September 2015 war es dann soweit: Der Ein­kaufs­zettl 0.2 erreichte den App Store. 0.2 deswegen, weil mir 1.0 nicht angemessen erschien und er mir für eine 0.1 zu gut erschien.

In der ersten öf­fent­li­chen Version konnte man noch nicht so wirklich viel. Es war die besagte Todo-Liste mit vor­de­fi­nier­ten Produkten und der Mög­lich­keit, diese per Wisch-Geste als gekauft zu markieren.

Am 30. Oktober, kam mit der Version 0.3 das erste Update. Ein Badge am Icon, die Mög­lich­keit, einzelne Produkte um­zu­be­nen­nen, und eine Er­folgs­mel­dung, falls man alle Einkäufe erledigt hatte, hielten Einzug.

Anfangs verkaufte ich den Ein­kaufs­zettl für 1,99€, pro Verkauf blieben nach Steuern und Apples 30% ungefähr 1,10€. Das war einer der Gründe, warum ich ihn nicht für 99 Cent anbot. Davon wären mir 55 Cent geblieben und das war mir zu wenig.

Über ein Jahr verteilt bräuchte ich also 90 Verkäufe. 7,5 Verkäufe im Monat erschienen mir rea­lis­tisch. Ich war zu op­ti­mis­tisch.

Übersicht über die Verkäufe vom Einkaufszettl im Jahr 2015

2015 kauften zwölf Menschen den Ein­kaufs­zettl, drei nutzten einen Gut­schein­code, einer davon war ich. Insgesamt betrug der Umsatz $27,32, von denen als Gewinn $16,16 übrig blieben

Trotz allem war ich stolz wie Bolle, als Anfang 2016 - iro­ni­scher­wei­se an meinem ersten Arbeitstag als an­ge­stell­ter Vollzeit-iOS-Entwickler - die erste Über­wei­sung von Apple kam: 11,13€.

Die erste Auszahlung vom #ein­kaufs­zettl ist da. Hab schon gekündigt. Rente, ich komme!

— Nathan (@zeit­schlag), 4. Januar 2016

Auch wenn etwas mehr als 11€ eher eine kleine Summe sind, es fühlte sich gut an: Du hast da was gemacht und du bist stolz darauf und dann bekommst Du Geld dafür. Das war ein schönes Gefühl.

2016

Nachdem ich mein Ziel, monatlich 7,5 Ein­kaufs­zettl zu verkaufen, 2015 nicht erreicht habe, wollte ich es 2016 erneut versuchen. Gleich­zei­tig nahm ich mir vor, mehr Zeit in das Projekt zu stecken. Notfalls würde ich es eben als Hobby verbuchen.

Im Januar 2016 nahm ich meinen ersten richtigen Job nach dem Studium als an­ge­stell­ter iOS-Entwickler bei der MMS in Berlin an. Am 5. Februar 2016 kam der Ein­kaufs­zettl 0.4.0 in den App Store. Mit diesem Update kamen endlich die Kategorien. Vorher waren die Produkte einfach al­pha­be­tisch angeordnet, was - zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen - keine sonderlich gute Idee war - im Supermarkt stehen Basilikum und Baguette ja auch nicht direkt ne­ben­ein­an­der. Statt­des­sen waren jetzt die Produkte jetzt nach Kategorien sortiert. Zwei Wochen später kam dann das Bugfix-Release 0.4.1, weil ich bei der 0.4.0 nicht sorgfältig genug war.

Ende März kam dann die nächste Auszahlung: 9,35€.

Im April wollte Apple dann wieder die $99 für ein Jahr Apple Developer Program haben und bekam sie.

Am 10. November erschien die Version 0.5. Nun konnte man die Rei­hen­fol­ge der Kategorien händisch anpassen oder auch gleich alle Produkte einer Kategorie komplett ausblenden. Außerdem konnte man die Produkte, die noch auf dem Ein­kaufs­zettl stehe, als SMS/per Tweet/per Mail/... teilen. Am 30. November schob ich dann abermals ein Bugfix-Release 0.5.1 hinterher.

Im Dezember in­ves­tier­te ich ein bisschen Geld und beteiligte mich mit 25€ am Ad­vents­ka­len­der von Torsten, was jedoch keinen einzigen Download brachte. Vorher hatte ich den Ein­kaufs­zettl lediglich über Twitter und im Blog "beworben". Zwi­schen­zeit­lich hatte ich überlegt, tat­säch­lich ein bisschen Werbung zu schalten, aber das scheiterte an zwei Dingen: Zum einen war es mir zu teuer, zum anderen - und das ist der wesentlich gra­vie­ren­de­re Grund - ist der Ein­kaufs­zettl nicht so gut, wie ich ihn gerne hätte.

2016 ex­pe­ri­men­tier­te ich über das Jahr hinweg ein bisschen mit dem Preis im App Store. Mal kostete die App 1,99€, mal war sie kostenlos oder für 99 Cent zu haben. Aktuell kostet sie 99 Cent, aber wer weiß, wie lange noch? Kauft sie lieber heute als morgen!!1!

Wirklich Erfolg hatte ich mit den Preis­an­pas­sun­gen nicht, auch 2016 schaffte ich es mit dem Ein­kaufs­zettl nicht, die an­vi­sier­ten $99 zu er­wirt­schaf­ten. Dafür luden wesentlich mehr Menschen die App: Im Oktober gab es einen Peak, ich weiß bis heute nicht, wer oder was dafür ver­ant­wort­lich ist. Dafür gab es 2016 auch lange Durst­stre­cken, in denen niemand die App her­un­ter­lud:

Übersicht über die Verkäufe vom Einkaufszettl im Jahr 2016

In seinem zweiten Jahr kam der Ein­kaufs­zettl auf 10 verkaufte und 50 kostenlose Einheiten, insgesamt betrug der Umsatz $14,14, von denen als Gewinn $8,28 blieben.

Rück­bli­ckend bin ich ein bisschen enttäuscht, da ich gerne mehr Zeit in die App gesteckt hätte, war stel­len­wei­se aber einfach zu müde und hatte nach 8 Stunden iOS-Ent­wick­lung nicht unbedingt Lust auf noch mehr iOS-Ent­wick­lung.

Gesamt

Insgesamt kommt der Ein­kaufs­zettl auf 75 Downloads, davon sind 22 (29,3%) bezahlt und 53 (70,7%) kostenlos. Wieviele Menschen die App wirklich nutzen, weiß ich nicht, ich tracke nichts. Ich freue mich aber über jeden einzelnen :-)

Übersicht über die Verkäufe vom Einkaufszettl im Jahr 2016

Für 2015 und 2016 komme ich dadurch auf einen Umsatz von $41,46 bei einem App-Store-Gewinn von $24,44. Gleich­zei­tig hatte ich Ausgaben von $198 und 25€ (~$26,88), die Ar­beits­zeit oder die Ge­wer­be­an­mel­dung rechne ich nicht rein.

Alles in allem hat mich der Ein­kaufs­zettl also knapp $200 gekostet. Aber das ist okay. Dafür habe ich viel gelernt und Spaß dabei.

Code

Laut Github besteht der Ein­kaufs­zettl aus 251 einzelnen Dateien. Das Repository besteht zu 71,1% aus Objective-C-Code und zu 19,4% aus Swift. Außerdem sind dadurch, dass ich fastlane nutze, 2,6% Ruby und 6,8% HTML im Repository vorhanden. 2015 und 2016 haben sich 391 Commits an­ge­sam­melt, mit fastlane-Commits und nicht ein­ge­flos­se­nen Features sind es 408.

Wenn ich mir den Code, den ich 2015 ge­schrie­ben habe, heute anschaue, muss ich oft schmunzeln: Was habe ich damals gemacht? Habe ich das wirklich gemacht? In einigen Jahren wird mir das mit dem heutigen Code wahr­schein­lich genauso gehen. Denn wie John Ramero sagte:

Write your code for this game only - not for a future game. You're going to be writing new code later because you'll be smarter.

Fazit

Ich habe zwei Jahre in Folge mein selbst­ge­steck­tes Ziel nicht erreicht. Das ist jetzt nicht weiter schlimm, da es keine gra­vie­ren­den Aus­wir­kun­gen hat, frus­trie­rend ist es aber schon ein bisschen. Dass ich bisher $200 da rein­ge­steckt habe, tut mir auch nicht weiter weh, manche Leute geben für ihre Hobbies wesentlich mehr Geld aus.

Auch wenn die letzten beiden wirt­schaft­lich nicht unbedingt er­folg­rei­che Jahre waren, wird es den Ein­kaufs­zettl auch 2017 weiter geben. Dadurch, dass ich mitt­ler­wei­le in Teilzeit arbeite, sollte es jetzt nicht mehr an der Zeit scheitern. Das nächste Release wird es wohl bis Ende des Monats geben, die ersten Bugs sind schon wieder gefixt, an anderen arbeite ich noch, damit der Ein­kaufs­zettl mal gut wird. Auch wenn es viele bessere Ein­kaufs­zettl-Apps gibt, gibt es nur einen Ein­kaufs­zettl.

Auf jeden Fall liegen die $99 für ein weiteres Jahr Mit­glied­schaft im Apple Developer Program im April schon bereit.

Die Numbers-Datei mit den Daten und Diagrammen aus diesem Blogpost, be­zie­hungs­wei­se eine PDF-Version davon, könnt ihr her­un­ter­la­den, wenn euch die genauen mo­nat­li­chen Downloads in­ter­es­sie­ren.

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