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Out of my 7Mind

Frohes Neues. Zeit für neue Vorsätze: Ich spüre es, 2019 wird mein Jahr! Und weil das Glück nicht vom Himmel fällt — von Brand­bom­ben auf Dresden vielleicht mal ab­ge­se­hen — muss ich da eben nachhelfen: Ich möchte re­gel­mäs­sig meditieren. Das soll ja angeblich gut für mich sein.

Für den Anfang erschien mir eine geführte Meditation mithilfe einer App durchaus sinnvoll. Ich gab mir einen Ruck, in­stal­lier­te mir 7Mind und erstellte mir ein Be­nut­zer­kon­to. 7Mind ist eine App für geführte Meditation auf Deutsch. Die Me­di­ta­tio­nen dauern rund 7 Minuten und lassen sich so relativ gut in den Tag einbauen. Es gibt einen sie­ben­tei­li­gen Ein­füh­rungs­kurs, danach muss man ein Abo ab­schlie­ßen, in dem dann viele weitere Kurse enthalten sind.


So, und dann ging's los: Letzte Woche verbrachte ich jeden Morgen morgens um halb sieben zehn Minuten damit, der Stimme von Paul zu lauschen und zu atmen. Anfangs fand ich die Stimme ein bisschen an­stren­gend, aber im Laufe der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Ich bin selbst ein bisschen überrascht, wie gut das geklappt hat.

Wenn ich möchte, kann ich in der App einstellen, dass ich im Laufe des Tages klein Push-No­ti­fi­ca­ti­ons bekomme, die kleine Denk­an­stö­ße oder Aufgaben enthalten:

Lass' Gedanken, die dich vielleicht stören, wie Wolken am Himmel vor­über­zie­hen

Oder auch:

Massiere deine Hand­flä­chen, das regt den Kreislauf an

Das fand ich eine schöne Idee und ent­spre­chend habe ich das gemacht. Ingesamt kommt die App sehr entspannt, schlicht und gelassen daher. Gefiel mir soweit tat­säch­lich ziemlich gut.


Was in meinen Augen überhaupt nicht entspannt und gelassen daher kommt — und das ist auch der Grund, warum ich die App nach rund einer Woche wieder gelöscht habe — ist das Marketing.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich bei der Re­gis­trie­rung in einen Newsletter ein­ge­tra­gen habe, vielleicht habe ich das aber tat­säch­lich übersehen. Nichts desto trotz kam nach einigen Tagen eine Email mit einem „per­sön­li­chen Angebot“: Wenn ich jetzt sofort ein günstiges Jahresabo abschließe, bekomme ich es etwas günstiger. Es würde mich nicht wundern, wenn dieses un­per­sön­lich per­sön­li­che Angebot jede*r bekommt.

Einen Tag später bekam ich eine Push-No­ti­fi­ca­ti­on, dass sie mir eine Email mit einem günstigen Angebot geschickt hätten. Sie haben also die Push No­ti­fi­ca­ti­ons, die ich für die netten Er­in­ne­run­gen aktiviert hatte, für Marketing genutzt. Und weil ich gerne Haare spalte und klug­schei­ße, möchte ich noch aus Apples Guidelines für die App Store Review zitieren:

4.5.4 Push No­ti­fi­ca­ti­ons must not be required for the app to function, and should not be used for ad­ver­ti­sing, promotions, or direct marketing purposes or to send sensitive personal or con­fi­den­ti­al in­for­ma­ti­on. Abuse of these services may result in revocation of your privileges. — (Quelle)

Sicherlich steht hinter 7Mind ein Un­ter­neh­men, das Geld verdienen muss und möchte. Zwischen dem ent­spann­ten Anspruch und der stressigen Wirk­lich­keit klaffte mir dann aber doch eine zu große Lücke und ent­spre­chend habe ich den Account gekündigt. Statt­des­sen ziehe ich mir ab sofort morgens einen Me­di­ta­ti­ons­pod­cast rein.


Um den Account bei 7Mind zu löschen, muss man übrigens eine Mail an info@7mind.de schicken. Steht zumindest so als 7.1 in den AGB, die wir natürlich alle aus­führ­lich gelesen haben. Zwinkiz­won­ki.

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