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Ausflug in die Berge

Ich mag Berge, Berge sind groß und toll und einfach großartig. Einige meiner besten Freunde sind Berge. Also Felsen. Den schönsten Ster­nen­him­mel, den ich jemals gesehen habe, habe ich in den Bergen gesehen.

In meinem letzten Job war eine Bahncard 100 Teil des Gehalts, weil ich wö­chent­lich zwischen Frankfurt und Berlin gependelt bin. Als ich gekündigt hatte, habe ich frühzeitig darum gebeten, dass wir uns wegen der Bahncard einigen. Als mein letztes Gehalt dann ohne Absprache um rund zwei Monate Bahncard gekürzt wurde, dachte ich: „Euch brennt doch der Hut!“ Aber das passte einfach so gut ins restliche Bild dieser Firma und ich hoffe immer noch, dass diese Firma mitsamt ihrer toxischen Ar­beits­um­ge­bung in absehbarer Zeit gegen die Wand fährt. Jetzt habe ich also noch rund einen Monat eine Bahncard 100 und muss mir selbst eine Verwendung für sie suchen. Ich hasse Lu­xus­pro­ble­me.

Die einzige Lösung mir einzureden, dass es ein halbwegs guter Deal war ist, die Bahncard so ausgiebig wie möglich zu nutzen. Als ich noch in Frankfurt gearbeitet habe, bin ich mehr als einmal sonntags ir­gend­wo­hin gefahren. Hier ein Tagestrip nach Leipzig, Hamburg, Hannover, Nürnberg. Und da mindestens einmal im Monat nach Basel. Von Frankfurt aus konnte ich das auch gut einfach mal unter der Woche machen. Abends hin, morgens früh — bisweilen verkatert — aufstehen, im Zug schlafen und dann direkt ins Büro.

Am Freitag habe ich also ein paar Klamotten zu­sam­men­ge­sam­melt und mich für acht Stunden in den Zug nach Basel gesetzt. Und gestern, gestern sind wir in die Alpen zum Ende der Welt gedüst und haben in und um Engelberg einen Spa­zier­gang gemacht. Es war kalt, es schneite, es war wunderbar. Und so un­glaub­lich ruhig und still. Gute Luft, be­ein­dru­cken­de Kulisse. Und halt Berge.

Ich mag Berge. Sie haben mich nie so wirklich los­ge­las­sen und mehr als einmal hatte ich Sehnsucht nach ihnen. Ich war immer wieder und doch viel zu selten dort. Wenn ich in den Bergen stehe, ein paar Meter weiter ein paar hundert Meter Fels oder Hang, dann wird mir klar, wie winzig ein Mensch eigentlich ist. Wie klein, wie un­be­deu­tend, wie ver­gäng­lich. Be­ein­dru­ckend. Erdend. Seltsam ent­span­nend.

Es war ein schöner Ausflug in die Berge, der nächste ist schon im Kalender ein­ge­tra­gen.

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