Es sollte keine Vermieter geben
Letztens hatte ich in meiner Wut verkündet, dass ich ab sofort unsolidarischer sein will und seitdem merke ich, dass ich das nicht durchhalte, dass es mir schwer fällt, weil es mit quasi allen Werten bricht. Seitdem versuche ich mir einzureden, dass ich auch einfach selektiver solidarisch sein kann. Zum Beispiel nicht mehr mit Boomern.
Ich habe gerade online einen Artikel der „analyse&kritik“ vom Januar 2021 gelesen. Es war ein Interview mit Rose Lenehan von der Los Angeles Tenants Union, einer Mieter*innengewerkschaft, und ich musste mehrmals schmunzeln, zum Beispiel darüber, was passierte, als ein Vermieter eine Mieterhöhung von 80% durchsetzen wollte:
Andere Mieter haben sich dem Mietstreik angeschlossen und den Vermieter zu Verhandlungen gezwungen. Leute haben vor seiner Villa gezeltet, um ihn unter Druck zu setzen. Es war eine großartige Möglichkeit, öffentlich zu demonstrieren, dass Mieter*innen sich wehren können
Solche kleinen Geschichten freuen mich immer, weil es zeigt, dass Solidarität trotz allem Schild und Waffe zur gleichen Zeit ist. Dass Menschen nicht ohnmächtig sind. In diesem Zusammenhang sei auch noch auf die Wirkmächtigkeit der Umstände verwiesen:
Es kommt alles nur darauf an, Menschen in die richtigen Umstände zu versetzen, dann werden sie auch menschlich-solidarisch handeln, alle ihre Kräfte füreinander einsetzen und sich umfassend entwickeln. — Quelle: neues deutschland
In Berlin gibt es ebenfalls eine Initiative, eine Mieter*innengewerkschaft zu gründen. Zeit, entsprechende Umstände zu schaffen.