bullshit

taxi fahren

ich fahre selten taxi, sondern meistens öpnv oder mit dem rad. aber mal vom ikea nach hause. oder mal um eine beziehung zu retten. oder halt mit unmengen gepäck von und zum bahnhof.

heute war auf jeden fall so ein tag. ich rief bei der ta­xi­zen­tra­le an, die bei google ganz oben auftauchte, weil ich keine app nutzen wollte. das taxi stünde in fünf minuten vor meiner tür und natürlich kann ich mit karte zahlen, vielen dank, der herr, schönes wochenende, auf wie­der­hö­ren. fünf minuten später kam eine sms, dass das taxi in drei minuten an meinem standort wäre. es kam dann sechs minuten später, es stand aber auch keine beziehung auf dem spiel.

im taxi unterhielt wir uns, der fahrer und ich. er fährt seit 28 jahren taxi, ist aber mitt­ler­wei­le in rente, die aber nicht reicht, weswegen er noch etwas fährt. die prüfungen würden ihm nur immer schwerer fallen. ich lebe seit 30 jahren, bin noch lange nicht in rente und lol, was ist rente überhaupt? ka­pi­ta­lis­mus ist scheisse.

er erzählte, dass ein ehemaliger kollege von ihm auch noch mit 81 jahren taxi gefahren wäre, aber immer nur die ent­spann­ten fahrten. er würde aber auch nicht mehr lange fahren, weil die prüfungen, die würde er nicht mehr lange schaffen. und auch, weil er von erst vom randbezirk in die stadt pendeln muss.

früher wäre vieles besser gewesen, sagte er. es hätte kein uber gegeben, die mit ihrer preis­po­li­tik alles kaputt gemacht hätten. ich erinnere mich daran, dass ein guter freund und ich vor einer ewigkeit eine ewigkeit am stadion der miami dolphins warteten, weil sie wissen schon, der markt regelt und öpnv war da nicht. letztens wäre erst jemand für hundert euro vom flughafen in die stadt gefahren; bei ihm hätte das vierzig gekostet. uber ist scheisse.

und bis vor einiger zeit hätte es sprechfunk gegeben, der wurde aber mitt­ler­wei­le ab­ge­schal­tet wurde, seidem ist es einsam. das wäre gut gewesen, weil die fah­rer*in­nen sich un­ter­ein­an­der aus­tau­schen konnten. jetzt hätten alle diese smart­pho­nes und die würden ja auch blöd machen. aber mit sprechfunk konnte man sich un­ter­ein­an­der aus­tau­schen. oder wenn mal wieder eine vor­stel­lung im fried­rich­stadt­pa­last vorbei war und nicht genug taxen da waren, hätte da jemand durch­ge­funkt. und man konnte um hilfe bitten. es gab eine ge­mein­schaft. er hätte bis zum schluss gefunkt. danach ist es einsam geworden, viel einsamer.

jetzt aber gibt es keinen sprechfunk mehr, nur noch diese smart­pho­nes. aber ob ich mal gefahren bin, während ich nebenbei am handy rum­ge­spielt habe? das ist doch auch einfach gefährlich. auch das wäre früher, also mit sprechfunk, besser gewesen. und außerdem gäbe es da jetzt nicht mehr viele kleine, sondern es würde alles über diese apps laufen, über eine grosse firma. das ist scheisse.

die ta­xi­zen­tra­len sind nicht besonders traurig, dass es keinen sprechfunk mehr gibt und sie somit als gatekeeper an fast jedem auftrag mit­ver­die­nen und funk­li­zen­zen sind ja auch einfach teuer. ka­pi­ta­lis­mus ist scheisse. ka­pi­ta­lis­mus ist un­mensch­lich, men­schen­ver­ach­tend.

ich fahr selten taxi. wenn, dann aber mit trinkgeld. in bar.

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