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Selbstbedienungskassen

Wir mussten gestern Abend noch einkaufen, weil wir Tapas machen wollten, was wir dann auch gemacht haben. Dafür gingen wir zum Rewe um die Ecke. Vor den Kassen hatten sich lange Schlangen gebildet, weil wir offensichtlich nicht die Einzigen waren, die an einem Freitag Abend Tapas machen wollten und dafür noch einkaufen mussten.

Seit ein paar Tagen gibt es in den Markt Selbstbedienungskassen. Der Supermarkt hatte wohl beschloßen, mal zu schauen, in wieweit sich der arbeitende Kunde noch weiter daran beteiligen möchte, den Profit zu optimieren. Also den vom Rewe.

Ich kenne Selbstbedienungskassen aus England und finde sie irgendwo ganz charmant, weil ich meine Einkäufe in meinem Tempo kassieren und einpacken kann. Dass ich damit wohl jemandem im Prinzip den Arbeitsplatz klaue, dessen bin ich mir durchaus bewusst, ich habe deswegen ein schlechtes Gewissen.

Die Selbstbedienungskasse funktioniert wie folgt: Man stellt da als Kunde die Einkäufe auf die eine Seite und zieht sie über den Barcodescanner, um sie auf der anderen Seite der Selbstbedienungskasse zu parken, um sie anschliessend alle einzupacken.

Dabei gibt es auf der linken und der rechten Seite eingebaute Waagen, mit deren Hilfe der Kunde wohl von der Idee abgebracht werden soll, Produkte, die in seinem Einkaufskorb liegen, nicht über den Barcodescanner zu ziehen und somit zu klauen. Um die Situation mal auf das Kassenband zu übertragen:

Du hast deinen Einkaufskorb und legst alle Inhalte auf das Kassenband. Dann beschließt du, dass du die Avocado lieber nicht bezahlen möchtest und nimmst sie wieder runter. Macht man das so, wenn man Avodacos klaut? Oder ist das Standardvorgehen nicht eher, dass man die Avocado einsteckt, bevor man sie auf das Kassenband legt?

Mich stören mehrere Sachen an den Selbstbedienungskassen:

  1. Mir wird unterstellt, dass ich vorhabe, einige meiner Einkäufe nicht über den Barcodescanner zu ziehen. Lieber Rewe, überwachst du auch deine Mitarbeiter_innen an der Kasse so wie mich? Wenn ich mich schon daran beteiligen soll, dass du geringere Personalkosten hast, dann vertrau mir da gefälligst auch, anstatt mich mich unter Generalverdacht zu stellen. Ich erschrecke selbst ein bisschen davon, lieber Rewe, dass ich dir da gleich schlechte Absichten unterstelle. Erzähl doch mal, was willst du eigentlich mit den Waagen bezwecken?
  2. Dadurch, dass die Waage die ganze Zeit arbeitet, kann ich meine Einkäufe nicht direkt verstauen, da die Waage ausschlägt, wenn ich meinen Rucksack auf der Waage umherschiebe, was beim Einpacken durchaus vorkommt. Der Mensch, der daneben stand und die Aufsicht über die Selbstbedienungskassen führte, wies mich dann darauf hin. So muss ich sie erst alle auf die eine Seite stellen, über den Barcodescanner ziehen, auf die andere Waage liegen. Und erst, wenn ich fertig bin, kann ich meine Einkäufe einpacken. Lieber Rewe, das ist bescheuert. Vertrau mir doch einfach mal, dass ich dich schon nicht beklaue. Und wenn, dann würde ich das garantiert nicht an der Selbstbedienungskasse machen.
  3. Lieber Rewe, warum bezahlst du mich eigentlich nicht dafür, dass ich dir helfe, mich zu bedienen? Dass ich dir einen Teil deiner Arbeit abnehme? Mein Einkauf ist dadurch nicht billiger geworden, dass ich die Selbstbedienungskasse bemühe. Du bist momentan der Einzige, der davon profitiert, dass ich Selbstbedienungskassen bemühe. Ich fände es gut, wenn du die Ersparnis, die du durch mich hast, an deine Mitarbeiter_innen, die du meinetwegen wahrscheinlich entlassen - das klingt so böse, wie heißt das bei BWLer_innen euphemistisch? Ah, einsparen! - wirst, weiterreichst und sie nachhaltig unterstützt? Oder tust du das schon? Man munkelt, dass Nachhaltigkeit dir wichtig ist.