Ich stieg vorhin in eine Regionalbahn. Dort lächelte mich ein Aufkleber des Verkehrsverbundes zum Thema Fahren ohne Fahrschein an:
Es hat sich nie weniger gelohnt. Nach den Gemeinsamen Beförderungsbedingungen müssen wir diesen Betrag (60€) von Ihnen erheben, wenn Sie öffentliche Verkehrsmittel ohne gültigen Fahrschein benutzen.
Mich machen hier zwei Sachen traurig:
- Die Formulierung. Sie erweckt den Eindruck, dass es der Bahn leid täte, würde sie mich ohne gültigen Fahrschein erwischen. Eigentlich wollen sie mir dafür keine 60 Euro abknöpfen, seien aber aufgrund der Beförderungsbedingungen bedauerlicherweise dazu verpflichtet. Wenn es euch leid tut, dann setzt euch dafür ein, die gemeinsamen Beförderungsbedingungen zu ändern.
- Die Tatsache, dass das Benutzen des ÖPNV ohne Fahrschein 60 Euro kostet. Ein fahrscheinloser ÖPNV ist Teil einer Welt, in der ich gerne leben würde. 2013 schätzte man die Kosten dafür deutschlandweit auf rund 12 Milliarden Euro. Jährlich. Grob überschlagen wären das pro Kopf in Deutschland und Monat etwa 12 Euro. Dass wir uns das leisten können, das steht ausser Frage. Wenn wir uns Monatstickets leisten können, können wir uns auch 12 Euro im Monat leisten, wenn man den fahrscheinlosen ÖPNV nicht über Steuern finanzieren könnte. Natürlich müsste massiv in Infrastruktur investiert werden, aber das wäre etwas, wovon alle profitieren würden. Es sollte uns das wert sein.