Am Samstag trampten wir von Berlin nach Stettin. Ich hatte ein paar Tage vorher erzählt, dass ich noch nie getrampt bin. Und als Art Geburtstagsüberraschung trampten wir dann nach Stettin. Wir informierten uns, wo man in Berlin am besten weg kommt, holten uns ein bisschen Proviant, malten Schilder - das Internet sagte uns, dass es sinnvoll ist, eins auf deutsch und eins auf polnisch dabei zu haben, also malten wir eins auf deutsch und eins auf polnisch - und gingen los.
Mir war ein bisschen mulmig zumute, weil ich mir das nicht vorstellen konnte und auch ein bisschen Angst hatte. Würden wir überhaupt weg kommen? Was für Menschen wären das, die uns mitnehmen? Spoiler: Ja und nette.
Uns gabelte dann relativ schnell ein Ehepaar auf, das laut eigener Aussage sonst keine Anhalter mitnimmt. Sie nahmen uns bis zur letzten großen Raststätte vor der Grenze mit, da standen wir dann ungefähr eine Stunde am Ende des Rastplatzes und waren irgendwann froh, wenn uns jemand entschuldigend absagte und nicht einfach ignorierte.
Danach wechselten wir unsere Position und fanden wir dann relativ schnell die nächste Mitfahrgelegenheit: Junge Musiker_innen auf dem Weg nach Stettin.
Insgesamt dauerte die Hinreise nach Stettin knapp drei Stunden. Als wir dann ankamen, schien noch die Sonne. Wir gingen über den plac Jasne Błonia, als wir dann wenig später auf der Aleja Papieża Jana Pawła II waren, fing es an, heftig zu regngen.
Wir gingen an der Filharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie vorbei zur Touristeninformation im Stettiner Schloss, organisierten uns eine Karte und liefen dann ein bisschen die rot-gestrichelte Linie. In Stettin sind die Touristen-Routen durch die Stadt gestrichelt auf den Bogen gemalt, ähnlich dem Leitsystem auf dem #bcrn15/#bcrn16. Das haben die sich bestimmt abgeschaut. Es gibt eine gelbe, eine blaue und besagte rote Route, der wir gefolgt sind.
Wir kamen unter anderem am ehemaligen Rathaus vorbei, das ganz in der Nähe des Heumarktes war, an dem wir dann zu Mittag gegessen haben.
Danach liefen wir zum Bahnhof, um uns um die Rückfahrt zu kümmern. Währenddessen kam die Sonne raus und es wurde noch richtig schön. Wir spazierten an der Oder und am neuen Rathaus vorbei und fuhren mit den letzten Złoty auf den Kirchturm der Jakobikirche.
Es war ein schöner Tag. Ich war erleichtert, als wir da waren und fand es toll, wie wildfremde Leute Dich einfach in ihrem Auto mitnehmen, weil Du mit einem Schild am Straßenrand stehst und sie darauf vertrauen, dass Du sie nicht ermordest. Gleichzeitig vertraust Du den Leuten, bei denen Du einsteigst, dass sie Dich nicht ermorden.
Gerade in Zeiten von Terror, Angst und Angstmache - nicht zuletzt durch Politiker_innen - sollten wir öfters trampen.