Der Mensch hinter der Kasse vom Späti wird mittlerweile schlagartig freundlich. Ich glaube, man erkennt mich trotz Maske schon, weil ich da fast täglich reinschneie und mal eine Mate, mal eine Cola, mal eine Apfelschorle kaufe. Wenn ich mir das Zeug nämlich kästenweise in die Wohnung stelle, trinke ich es halt auch kästenweise. Und das finde ich nicht gut.
Beim nd gibt es eine Serie zu Menschen in Berufen, die die Wirtschaftskrise in Folge der Pandemie besonders trifft. Aktuellstes Beispiel: Spätis, denen geht es gerade nicht so gut. Und das liegt wohl noch nicht mal am nächtlichen Verkaufsverbot von Alkohol, sondern schlicht und ergreifend daran, dass die Leute nicht mehr in Spätis kaufen.
Sei es, weil sie nicht mehr feiern gehen oder Getränke auf Vorrat kaufen. An dieser Stelle wäre es wahrscheinlich angebracht, ein Plakat zu zitieren — „Wer hamstert, ist zu faul zum plündern. Solidarität statt Panik“ — aber ich vermute, dass ihr das alle wieder in den falschen Hals bekommt und deshalb lasse ich es lieber.
Stattdessen gehe ich spazieren und erfülle meine patriotische Pflicht, wenigstens einen Späti am Leben zu erhalten.