Dieses Jahr habe ich den einen oder anderen Abend im Dezember damit verbracht, Vanillekipferl zu backen und sie an Freund*innen und Familienmitglieder zu verschicken. Die Päckchen sind mittlerweile alle angekommen und die Reaktionen reichen von „Das ist nicht fancy geil, aber bodenständig geil, aber geil!“ über „Vielen Dank für die leckeren Plätzchen 🎄“ bis zu einem „Die sind sensationell gut!“.
Ob das Feedback nur deshalb nur so gut ist, weil die Leute Kipferl von mir bekommen haben? Wir werden es wohl nie erfahren und es ist mir eigentlich auch egal, weil jede Person, die sich beschwert, wird halt nächstes Jahr nicht mehr bedacht. Ganz einfach.
Meine Oma rief gestern Abend an, weil sie sich für das Päckchen bedanken wollte und wir unterhielten uns. Irgendwann kamen wir zu dem Punkt, dass ich in einem Alter bin, in dem mein Vater mein Vater wurde und ich sagte, dass ich es da nicht eilig habe. Sie entgegnete daraufhin: „Das ist halt so. Das sagt man eh viel zu selten: Das ist halt so.“
Das ist halt so. Das ist halt so. In mir zog sich in dem Moment so viel zusammen und ich dachte: Nein. Nein, das ist nicht so. So viel ist so, weil wir uns damit abgefunden haben. Das ist halt nicht so, weil wir es nicht mehr ändern können, sondern das ist halt so, weil wir es nicht mehr ändern wollen.
Impfpatente und tausende, vermeidbare Tote? Das ist halt so. Omikron? Das ist halt so. Nazis in Behörden? Das ist halt so. Klimakatastrophe und Weltuntergang? Das ist halt so. Kapitalismus? Das ist halt so.
Das muss halt nicht so sein.
Ein lieber Mensch drückte mir letztens „Rückkehr nach Reims“ von Didier Eribon in die Hand. Da las ich heute:
»Ich bin Analphabetin«, sagte sie in einem Ton, der nicht Auflehnung oder Wut ausdrückte, sondern den resignierten Fatalismus, mit dem sie sich ihre Lebensumstände als unabänderliches Schicksal zurechtlegte und der alle ihre Gesten und Aussagen prägte.
und musste an das Telefonat mit meiner Oma denken.