bullshit

23:34

dies ist im wesentlichen eine angereicherte version einer reihe von toots, die ich im dezember 2022 verfasst habe. bei der großartigen junaimnetz gab's mal eine reihe „prokrastinieren mit popmusik“ und in diese richtung geht es, aber im gegensatz zu mir hat juna ahnung von der materie.

manchmal höre ich deutsche popmusik. manchmal bilde ich mir was darauf ein, sie nur manchmal zu hören. ich geniesse die musik nicht, ich höre sie. popmusik ist mir oft zu konstruiert, oft zu eingängig. aber manchmal genau das, was ich möchte. oder brauche. vielleicht habe ich extra apple music, damit dieses guilty pleasure, das kein guilty pleasure ist, keinen einfluss auf die empfehlungen bei spotify hat. und so hörte ich vor geraumer zeit „wildberry lillet“ von nina chuba. dazu schrieb ich:

these: nina chuba hat, wie so viele, auch wohlhabende, eigentlich gar keinen bock auf kapitalismus und die folgen.

aber anstatt das problem strukturell und somit nachhaltig zu lösen, reicht es ihr, wie so vielen, vor allem wohlhabenden, wenn die folgen sie und ihr direktes umfeld individuell aufgrund ihrer privilegien (immos, dollars, lila, das sich stapelt, private jet in der garage) nicht treffen.

ich würde jetzt nicht soweit gehen und behaupten, dass nina chuba antikapitalistisch drauf und kommunismus-fan wäre, aber doch, ist sie eigentlich, nur halt ausschliesslich für sich und ihr umfeld, konkret: ihre mama und alle ihre freund*innen. ihr ist dabei explizit kein vorwurf zu machen, denn wir machen es alle so. oder, wie tante es auf twitter formulierte:

Eine von David Graeber's wichtigsten Erkenntnissen war, dass wir selbst in massiv kapitalistischen Systemen einen Großteil unserer Leben nach kommunistischen Ideen strukturieren. Weil wir alle keine Soziopathen sind. — quelle: internet

wie hafti, der sich hochgearbeitet hat, was aber nicht anerkannt wird, weshalb er mit seinem reichtum flext, flexen muss, flext auch nina chuba. nur war hafti kein gefeierter kinderdarsteller. aber es kann ja auch nicht jede*r haftbefehl werden.

zurück zur ursprungsthese, die lässt sich nämlich auch noch weiter, noch allgemeiner fassen, wenn man quasi rauszoomt: fast allen geht es in diesem system, im kapitalismus scheisse. wir versuchen nur mit unterschiedlichen mitteln, dass die folgen uns verschonen. manche beuten andere menschen aus, treten also nach unten. manche bauen sich halbwegs geschützte inseln. manche bekämpfen das system direkter oder indirekter, durch dienst nach vorschrift, SiLeNt QuItTiNg oder eben millitanter und offensiver.

ich bin mir ziemlich sicher, dass schon andere, klügere köpfe auf diese gedanken gekommen sind und die gründe erarbeitet haben, warum wir uns nicht zusammenschliessen (angst? erschöpfung? unwille?). und natürlich lösungsansätze, wie man damit umgeht und die bessere welt auch gegen den widerstand von herrschenden, antidemokratischen klassen und ihren schlägertruppen (vulgo: polizei) durchsetzt.

man kann auch echt keine schlechte popmusik mehr hören, ohne nicht direkt antikapitalistische revolutionsgelüste zu bekommen. aber vielleicht sollte mein anspruch an deutsche popmusik nicht sein, dass sie die herrschenden und herrschenden zustände umstoßen und durch eine bessere gesellschaftsform ersetzen will.