2016 war in vielerlei Hinsicht ein schlechtes Jahr: Donald Trump. Viele bekannte Menschen sind gestorben. Donald Trump. Kommen wir also schnell zum eigentlichen Thema: Dem Einkaufszettl.
Du wirst dich jetzt fragen: Der Einkaufszettl? Gibt's den noch? Diese total billige App von - wie hieß er gleich noch? Ja, gibt's noch. Man munkelt, dass es sogar den einen oder anderen Nutzer neben mir gibt. Wieviele ihn aber tatsächlich nutzen, weiß ich nicht.
Das eigentliche Thema dieses Blogposts ist es, ein paar Zahlen und Statistiken festzuhalten, wie sich der Einkaufszettl 2016 geschlagen hat. Und weil er im Herbst 2015 erschienen ist, möchte ich auch auf 2015 eingehen.
Verkäufe
Einige Unternehmen und Menschen legen ihre Zahlen offen oder blicken auf das vergangene Jahr zurück. Ich schätze diese Transparenz und den Mut:
- Marco Arment veröffentlichte die Verkäufe von Overcast in 2014.
- Auch bei Monument Valley kann man nachlesen, wie es sich verkaufte.
- The Omni Group blickt jedes Jahr zurück und voraus (2016, 2015, 2014, 2013)
- Panic hat auch noch einen Jahresrückblick von 2015 im Angebot. Und 2014.
- Die sinnwerkstatt hat eine Gemeinwohl-Bilanz für 2013 veröffentlicht, ebenso die Sparda-Bank in München.
Bei solchen Hochkarätern darf die beste Einkaufszettl-App natürlich nicht fehlen! Eigentlich wollte ich das letztes Jahr schon machen, aber da habe ich mich dann im Endeffekt nicht getraut.
Als ich den Einkaufszettl im September 2015 in den App Store brachte, war ich ein bisschen stolz auf mich. Mir war (und ist) klar, dass es wesentlich bessere Einkaufszettel-Apps gibt, eine Liste von Alternativen findet ihr hier in den FAQs:
Da wären zum Beispiel noch: Milk for Us, Groceries 4, Bring!, remember the milk, Buy me a pie!, Our Groceries, anylist, pon...
Eine Todo-Liste - nichts anderes ist der Einkaufszettl ja im Prinzip - ist heute das neue "Hello, World!": Jeder Anfänger programmiert sowas heutzutage. Außerdem wurde die Einkaufsliste, die ich nutzte, nicht mehr weiterentwickelt. Grund genug also, einfach mal irgendwo anzufangen.
2015
Als ich Apple im April 2015 die $99 von meiner Prepaid-Kreditkarte abbuchen ließ, war ich ganz aufgeregt. Ich meldete ein Gewerbe an und kam mir richtig erwachsen vor. Gleichzeitig war ich so euphorisch und motiviert, ich setzte mir sogar ein Ziel: Die $99, die mich das Apple Developer Program gekostet hatte, sollte der Einkaufszettl wieder einspielen.
Die Gewissheit, dass ich nicht darauf angewiesen war und bin, mit dem Einkaufszettl mein Lebensunterhalt zu verdienen, ließ es mich einfach probieren. Falls alle Stricke reißen würden, könnte ich das notfalls auch noch als Hobby verbuchen.
Ich entwickelte also vor mich hin, entwarf das Icon, lernte viel, bastelte eine kleine, einfache Website und schrieb nebenbei meine Bachelorarbeit über ein ganz anderes Thema. Ich wollte den Einkaufszettl gut machen.
Am 19. September 2015 war es dann soweit: Der Einkaufszettl 0.2 erreichte den App Store. 0.2 deswegen, weil mir 1.0 nicht angemessen erschien und er mir für eine 0.1 zu gut erschien.
In der ersten öffentlichen Version konnte man noch nicht so wirklich viel. Es war die besagte Todo-Liste mit vordefinierten Produkten und der Möglichkeit, diese per Wisch-Geste als gekauft zu markieren.
Am 30. Oktober, kam mit der Version 0.3 das erste Update. Ein Badge am Icon, die Möglichkeit, einzelne Produkte umzubenennen, und eine Erfolgsmeldung, falls man alle Einkäufe erledigt hatte, hielten Einzug.
Anfangs verkaufte ich den Einkaufszettl für 1,99€, pro Verkauf blieben nach Steuern und Apples 30% ungefähr 1,10€. Das war einer der Gründe, warum ich ihn nicht für 99 Cent anbot. Davon wären mir 55 Cent geblieben und das war mir zu wenig.
Über ein Jahr verteilt bräuchte ich also 90 Verkäufe. 7,5 Verkäufe im Monat erschienen mir realistisch. Ich war zu optimistisch.
2015 kauften zwölf Menschen den Einkaufszettl, drei nutzten einen Gutscheincode, einer davon war ich. Insgesamt betrug der Umsatz $27,32, von denen als Gewinn $16,16 übrig blieben
Trotz allem war ich stolz wie Bolle, als Anfang 2016 - ironischerweise an meinem ersten Arbeitstag als angestellter Vollzeit-iOS-Entwickler - die erste Überweisung von Apple kam: 11,13€.
Die erste Auszahlung vom #einkaufszettl ist da. Hab schon gekündigt. Rente, ich komme!
— Nathan (@zeitschlag), 4. Januar 2016
Auch wenn etwas mehr als 11€ eher eine kleine Summe sind, es fühlte sich gut an: Du hast da was gemacht und du bist stolz darauf und dann bekommst Du Geld dafür. Das war ein schönes Gefühl.
2016
Nachdem ich mein Ziel, monatlich 7,5 Einkaufszettl zu verkaufen, 2015 nicht erreicht habe, wollte ich es 2016 erneut versuchen. Gleichzeitig nahm ich mir vor, mehr Zeit in das Projekt zu stecken. Notfalls würde ich es eben als Hobby verbuchen.
Im Januar 2016 nahm ich meinen ersten richtigen Job nach dem Studium als angestellter iOS-Entwickler bei der MMS in Berlin an. Am 5. Februar 2016 kam der Einkaufszettl 0.4.0 in den App Store. Mit diesem Update kamen endlich die Kategorien. Vorher waren die Produkte einfach alphabetisch angeordnet, was - zugegebenermaßen - keine sonderlich gute Idee war - im Supermarkt stehen Basilikum und Baguette ja auch nicht direkt nebeneinander. Stattdessen waren jetzt die Produkte jetzt nach Kategorien sortiert. Zwei Wochen später kam dann das Bugfix-Release 0.4.1, weil ich bei der 0.4.0 nicht sorgfältig genug war.
Ende März kam dann die nächste Auszahlung: 9,35€.
Im April wollte Apple dann wieder die $99 für ein Jahr Apple Developer Program haben und bekam sie.
Am 10. November erschien die Version 0.5. Nun konnte man die Reihenfolge der Kategorien händisch anpassen oder auch gleich alle Produkte einer Kategorie komplett ausblenden. Außerdem konnte man die Produkte, die noch auf dem Einkaufszettl stehe, als SMS/per Tweet/per Mail/... teilen. Am 30. November schob ich dann abermals ein Bugfix-Release 0.5.1 hinterher.
Im Dezember investierte ich ein bisschen Geld und beteiligte mich mit 25€ am Adventskalender von Torsten, was jedoch keinen einzigen Download brachte. Vorher hatte ich den Einkaufszettl lediglich über Twitter und im Blog "beworben". Zwischenzeitlich hatte ich überlegt, tatsächlich ein bisschen Werbung zu schalten, aber das scheiterte an zwei Dingen: Zum einen war es mir zu teuer, zum anderen - und das ist der wesentlich gravierendere Grund - ist der Einkaufszettl nicht so gut, wie ich ihn gerne hätte.
2016 experimentierte ich über das Jahr hinweg ein bisschen mit dem Preis im App Store. Mal kostete die App 1,99€, mal war sie kostenlos oder für 99 Cent zu haben. Aktuell kostet sie 99 Cent, aber wer weiß, wie lange noch? Kauft sie lieber heute als morgen!!1!
Wirklich Erfolg hatte ich mit den Preisanpassungen nicht, auch 2016 schaffte ich es mit dem Einkaufszettl nicht, die anvisierten $99 zu erwirtschaften. Dafür luden wesentlich mehr Menschen die App: Im Oktober gab es einen Peak, ich weiß bis heute nicht, wer oder was dafür verantwortlich ist. Dafür gab es 2016 auch lange Durststrecken, in denen niemand die App herunterlud:
In seinem zweiten Jahr kam der Einkaufszettl auf 10 verkaufte und 50 kostenlose Einheiten, insgesamt betrug der Umsatz $14,14, von denen als Gewinn $8,28 blieben.
Rückblickend bin ich ein bisschen enttäuscht, da ich gerne mehr Zeit in die App gesteckt hätte, war stellenweise aber einfach zu müde und hatte nach 8 Stunden iOS-Entwicklung nicht unbedingt Lust auf noch mehr iOS-Entwicklung.
Gesamt
Insgesamt kommt der Einkaufszettl auf 75 Downloads, davon sind 22 (29,3%) bezahlt und 53 (70,7%) kostenlos. Wieviele Menschen die App wirklich nutzen, weiß ich nicht, ich tracke nichts. Ich freue mich aber über jeden einzelnen :-)
Für 2015 und 2016 komme ich dadurch auf einen Umsatz von $41,46 bei einem App-Store-Gewinn von $24,44. Gleichzeitig hatte ich Ausgaben von $198 und 25€ (~$26,88), die Arbeitszeit oder die Gewerbeanmeldung rechne ich nicht rein.
Alles in allem hat mich der Einkaufszettl also knapp $200 gekostet. Aber das ist okay. Dafür habe ich viel gelernt und Spaß dabei.
Code
Laut Github besteht der Einkaufszettl aus 251 einzelnen Dateien. Das Repository besteht zu 71,1% aus Objective-C-Code und zu 19,4% aus Swift. Außerdem sind dadurch, dass ich fastlane nutze, 2,6% Ruby und 6,8% HTML im Repository vorhanden. 2015 und 2016 haben sich 391 Commits angesammelt, mit fastlane-Commits und nicht eingeflossenen Features sind es 408.
Wenn ich mir den Code, den ich 2015 geschrieben habe, heute anschaue, muss ich oft schmunzeln: Was habe ich damals gemacht? Habe ich das wirklich gemacht? In einigen Jahren wird mir das mit dem heutigen Code wahrscheinlich genauso gehen. Denn wie John Ramero sagte:
Write your code for this game only - not for a future game. You're going to be writing new code later because you'll be smarter.
Fazit
Ich habe zwei Jahre in Folge mein selbstgestecktes Ziel nicht erreicht. Das ist jetzt nicht weiter schlimm, da es keine gravierenden Auswirkungen hat, frustrierend ist es aber schon ein bisschen. Dass ich bisher $200 da reingesteckt habe, tut mir auch nicht weiter weh, manche Leute geben für ihre Hobbies wesentlich mehr Geld aus.
Auch wenn die letzten beiden wirtschaftlich nicht unbedingt erfolgreiche Jahre waren, wird es den Einkaufszettl auch 2017 weiter geben. Dadurch, dass ich mittlerweile in Teilzeit arbeite, sollte es jetzt nicht mehr an der Zeit scheitern. Das nächste Release wird es wohl bis Ende des Monats geben, die ersten Bugs sind schon wieder gefixt, an anderen arbeite ich noch, damit der Einkaufszettl mal gut wird. Auch wenn es viele bessere Einkaufszettl-Apps gibt, gibt es nur einen Einkaufszettl.
Auf jeden Fall liegen die $99 für ein weiteres Jahr Mitgliedschaft im Apple Developer Program im April schon bereit.
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