urlaub. endlich raus. raus aus der stadt. raus aufs land. alles geplant, kaum etwas gebucht. nur die hinfahrt, geplant ist eine kleine rundreise. klamotten für ein paar tage, denn: geplant ist, bei freund*innen zu waschen. die freund*innen fallen aus. corona. gut, dass ich nichts gebucht habe, also plane ich anders, fahre anders, buche anders als geplant. raus aus dem land, das ist nichts für mich. rein in die stadt.
obwohl ich eigentlich nicht gerne mit menschen rede, gibt es hotlines, bei denen ich wirklich, wirklich gerne anrufe. weil es jedes mal nett ist. die vom nd ist so eine. kurz bevor ich in den urlaub fuhr, fiel mir nämlich ein, dass da ja noch ein zeitungsabo ist, mit dem ich im urlaub wenig anfangen könnte. also rief ich an.
ich fahre selten taxi, sondern meistens öpnv oder mit dem rad. aber mal vom ikea nach hause. oder mal um eine beziehung zu retten. oder halt mit unmengen gepäck von und zum bahnhof.
Der Kulturbanause war in der Oper. Und das kam so: Vor rund einer Woche ging ich abends spazieren. Ich spazierte an einem Plakat vorbei, das auf eine Podiumsdiskussion mit dem klangvollen Namen „Kapitalismus für immer?“ hinwies. Unabhängig davon, dass die Antwort bereits ein Meme ist, ging ich einen Abend später zu besagter Podiumsdiskussion mit klangvollem Namen.
Weihnachten hat sich dieses letztes Jahr so richtig gelohnt, also auch aus einer Geschenkeperspektive. Mitte Ende (oder Ende Mitte?) November las ich in der monatlichen OXI-Beilage im nd einen Artikel über ein Buch mit dem schönen Untertitel „betriebsbesetzungen und arbeiten in selbstverwaltung“ von Dario Azzellini. Mein Interesse war geweckt und meine Erwartung an den Weihnachtsdude der Wunsch nach diesem Buch kommuniziert. Dann passierte vier Wochen nichts, dann kam das Päckchen und dann fing ich an zu lesen (und gelegentlich auf Twitter zu pöbeln). Noch habe ich das Buch nicht ganz durchgelesen, aber ich habe das Bedürfnis, erste, halbfertige Gedanken und Fragen im Blog zu formulieren.
Dieses Jahr habe ich den einen oder anderen Abend im Dezember damit verbracht, Vanillekipferl zu backen und sie an Freund*innen und Familienmitglieder zu verschicken. Die Päckchen sind mittlerweile alle angekommen und die Reaktionen reichen von „Das ist nicht fancy geil, aber bodenständig geil, aber geil!“ über „Vielen Dank für die leckeren Plätzchen 🎄“ bis zu einem „Die sind sensationell gut!“.
Ich bin gestern ein bisschen schwach geworden — aus Gründen habe ich gerade nicht sonderlich viel Kraft, da fällt mir das leicht — und habe mir mit „Guardians of the Galaxy“ ein neues Spiel für die Playstation gekauft. Heute morgen kam ich dann zum ersten Mal dazu, die Disc einzulegen und das Spiel zu starten. Und dann war eigentlich auch schon jetzt und ich habe mir nichts, dir nichts ein paar Stunden in dem Spiel versenkt.
Auch wenn ich regelmässig abkacke und als Peter „Star-Lord“ Quill im Kampf gegen irgendwelche Monster heldenhaft mein Leben lasse oder schlicht irgendwo runterfalle: Es ist super! Das Spiel ist bunt und es knallt und es fetzt und es macht jede Menge Spaß. Die Story ist dabei eine andere als die aus dem gleichnamigen Film. Die Gespräche zwischen den Gärtnern Wächtern sind witzig, die Musik aus den 80ern passt wie die Faust aufs Auge. Kurz: Ich fühle mich einfach gut unterhalten. Und ich konnte mich da heute ein bisschen drin verlieren und das ist im Moment wahrscheinlich genau das, was ich brauche.
Einmal im Monat liegt dem nd am Wochenende eine Ausgabe von OXI bei. Diese Monatszeitung mit dem Untertitel „Wirtschaft anders denken“ hat in der aktuellen Ausgabe den Schwerpunkt „Gemeinsam machen“ — es geht auch um Genossenschaften und Corinna Meisenbach schreibt aus recht aktuellem Anlass über Genossenschaften bei linken Zeitungen. Wichtiger Bestandteil — und Zielgruppe — solcher linken Zeitungsbanden:
Eine treue Leser:innenschaft, der eine Gegenöffentlichkeit wichtig ist ist, um über Themen, Probleme oder soziale Gruppen, die sonst untergehen, zu berichten.
Und so druckte das nd am Wochenende ein Interview mit Sabine Manka, Chefärztin am Krankenhaus Spremberg. Das Besondere am Krankenhaus Spremberg ist, dass es über einen Verein zu mehr als 50% den Mitarbeiter*innen gehört. Das hat ein paar interessante Folgen: Es gibt zum Beispiel einen signifikant besseren Personalschlüssel und davon wiederum profitieren Patient*innen, die dann halt auch zufriedener sind. Schöne Sache.
In diesem Zusammenhang interssant: Auch in der IT gibt es solche Betriebe. Mit der ctrl.alt.coop und der Werkkooperative der Technikfreund*innen sind mir zwei Genossenschaften bekannt, die im Besitz der Mitarbeiter*innen sind. Bei der WTF bin ich (stilles) Mitglied, weil ich die Idee schön und unterstützenswert fand, aber nicht wirklich einen Anwendungsfall habe. Noch nicht. Vielleicht kommt ja eines Tages der Mut, mich da mal aktiver einzubringen. Oh, und auch bei der nd-Genossenschaft habe ich einen Anteil gezeichnet. Vielleicht bin ich also auch bald Zeitungsmiteigentümer?
In der aktuellen brandeins feiern die Zeitschrift und der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe den Kapitalismus ziemlich ab. Plumpe sagt im Interview unter anderem:
Marktintegration macht es möglich, dass ich meine Arbeitskraft verkaufe und damit Zugang zu den Ressourcen bekomme, die ich für mein Leben brauche. Das bedeutet eine unglaubliche Befreiung. — Quelle: brandeins, Schwerpunkt Kapitalismus, S. 48.
Meine Zeit, meine Arbeitskraft verkaufen zu müssen, damit ich mir ein Dach über dem Kopf und Essen leisten kann, empfinde ich jetzt nicht unbedingt als unglaubliche Befreiung, sondern eher als Zwang. Deshalb will ich auch keinen grünen Kapitalismus. Ich will gar keinen Kapitalismus. Weil „der Markt“ vieles einfach nicht zum Wohle aller regeln will, kann er weg. Wird Zeit, dass die jungen Leute regeln. Den alten fehlt ja offenbar die Fantasie, wie eine Bedürfnisbefriedigung abseits von Kapitalismus organisiert werden könnte.